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Dienstag, 14. April 2015

Volksdemokratie

Das Leben beginnt mit Füttern, Windeln und Beaufsichtigen. Und so endet es auch für viele.
Zwischen drin liegt die Chance zum eigenverantwortlichen Dasein. Also der selbstbewussten Umsetzung seiner Träume. Oder dem Bemühen so viel wie möglich davon Realität werden zu lassen. 
Amerikaner nennen es das Streben nach Glück, die 68er nannten es einst Selbstverwirklichung und meine Eltern, vor denen ich mich immer warnte: Was aus seinem Leben machen.

Heute scheint es darum zu gehen, was man aus seinem Leben machen lässt.
Ich weiß nicht ob es an der Demographie liegt, aber die Gesellschaft scheint mehr und mehr einem Kindergarten oder Altenheim zu ähneln. Und die Regierung einer Anstaltsleitung oder Erziehergruppe. 

Die (Wut-)Bürger, wenn in dem Zusammenhang "Untertan" nicht passender wäre, rufen nach Aufmerksamkeit, stellen Forderungen und dürsten nach Beachtung. Und nach mehr Betreuung. 
Die Sorgen und Nöte der Insassen gehen offenbar im Betrieb der Anstalt unter oder werden von den Erziehern nur noch am Rande bemerkt. 
Betriebsblind und durch den administrativen Alltag auf Trapp gehalten, entgehen ihnen die Wünsche der Bürger.
Wie sie leben wollen.

Der Last mühseliger Umsetzung eigener Vorstellungen entbunden, durch ein enges Netz von Regulierungen, Verboten und Geboten spüren sie die Leere. Den Mangel an Selbstbestimmung. Den optimistischen Blick in die Zukunft. Oder:

Sie suchen Fragen auf Antworten nach: "Gut leben in Deutschland. Was uns wichtig ist." Das denkt sich unsere Regierung.
Gut leben wollen als Aufgabe an den Staat. Dafür ist er da, zu sorgen, dass alle gut leben. 

Politiker wissen aus ihrer täglichen Arbeit, anders als die Pegida-Demonstranten, dass so gut wie jeder etwas völlig anderes darunter versteht. 
Darum, und obwohl die Kanzlerin "immer noch hofft, dass ich das wirkliche Leben sehe", steigt die Exekutive Deutschlands herab. In einen Gasometer. Der ist bereits als Parallelparlament seit Jahren erfolgreich in Erprobung und wird jetzt als Volkskongress genutzt. Wahlen brauch es dazu nicht. Ob am Ende wieder die gesellschaftlich relevanten Gruppen die schon beim Staatsfunk das Sagen haben, den Takt angeben oder die, die sich und nur sich für das Volk halten, ist von geringer Relevanz. 

Die Obrigkeit hört sich das Gemecker - also die Klagen und Forderungen - an, wertet nach streng wissenschaftlichen Methoden aus und überlegt, wie mit welchen Steuererhöhungen und mehr sozialer Gerechtigkeit dem Aufmerksamkeitsdefizit der für relevant befundenen Ausgewählten des Volkes begegnet werden kann.
Auf dass das Volksverräter-Geschrei endlich verstummen möge. 

Das ist schon mal ein direktes Ergebnis der Pegida-Demonstrationen.
Der nächste Schritt ist die Initiierung von Volksabstimmungen durch diese Auserwählten des Volkes.

So schafft sich die Exekutive ihr eigenes Parallelparlament. 
Konsequenterweise sollte Günter Jauch zum Parallelparlamentspräsidenten ernannt werden und die anderen Polittalkmaster zu Beisitzern.

Was aus den Anhängern der repräsentativen Demokratie wird? 
Umschulen. 
Der eine oder andere "gelernte DDR-Bürger" wird sicher nicht ohne Stolz seine Erfahrungen weitergeben wollen. 

In einer Volkshochschule vielleicht.

Erling Plaethe


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