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Montag, 28. März 2016

Eine Antwort auf Margot Käßmanns jüngste Verkündung

Margot Käßmann hat sich zum Umgang mit Terroristen geäußert. 
Zum Umgang mit Söldnern, zu Kriegsverbrechern einer quasi staatlichen Macht die getarnt und außerhalb des Völker- und Kriegsrechts Massenmorde an der Zivilbevölkerung verübt, dem gesamten Westen den Krieg erklärt hat und jeden mit dem Tode bedroht der sich nicht den Islam des IS zueigen macht.
Sie sagte in einem Interview mit der BamS:
"Jesus hat eine Botschaft hinterlassen: Liebet eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen!"
Diese Botschaft war einst an das unterdrückte Volk der Juden gerichtet. Rechtlose Arme konnten damals keine Ansprüche auf Ausgleich für von der römischen Besatzungsmacht begangenes Unrecht geltend machen.
Die Botschaft war: Nehmt euer Recht nicht in die eigenen Hände. Sie war gegen Formen der Blutrache und Selbstjustiz gerichtet.
Insofern war die Aussage Käßmanns u.U. sogar angebracht, wäre sie so gemeint gewesen.
Doch sie wurde deutlicher:
"Für Terroristen, die meinen, dass Menschen im Namen Gottes töten dürfen, ist das die größte Provokation. Wir sollten versuchen, den Terroristen mit Beten und Liebe zu begegnen."
Frau Käßmann scheint zu verdrängen, dass wir in einem Rechtsstaat leben, der Gesetze und Strafverfolgung kennt. Dem ist auch sie unterworfen.
Nein, den Terroristen ist in keinem Fall mit Beten und Liebe zu begegnen - von niemandem - sondern mit Verfolgung und Bestrafung. Sonst könnte man sich zurecht der Unterstützung strafbar machen.
Was als Forderung an die Muslime in Europa geht, nämlich den Verdacht terroristischer Aktivitäten ihrer Glaubensbrüder den staatlichen Verfolgungsbehörden zu melden und die Verdächtigen evtl. auszuliefern, gilt natürlich auch für Christen wie Frau Käßmann.
Keine Ahnung warum die Lutherbotschafterin meint eigene Regeln für den Umgang mit diesen Kriegsverbrechern aufstellen zu können - sie hat kein Recht dazu.
Auch ihr Glaube gibt ihr dazu kein Recht. So wenig wie der eines Moslems.

Dem Reformator Luther waren solche Anwandlungen fremd und nie stand für ihn in Frage, wie mit feindlichen Kämpfern umzugehen ist, wie einem interessanten Beitrag der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover zu entnehmen ist:
„Es ist so, wie wenn ein guter Arzt, wenn die Krankheit so schlimm und gefährlich ist, Hand, Fuß, Ohr oder Augen abnehmen und entfernen muss, um den Körper zu retten. […] So ist es auch: Wenn ich das Amt ansehe, das Krieg führt, wie es die Bösen bestraft, die, die Unrecht haben, tötet und solchen Jammer ausrichtet, da scheint es ein durchaus unchristliches Werk zu sein und in jeder Hinsicht gegen die christliche Liebe. Sehe ich aber darauf, wie es die Gerechten beschützt, Frau und Kind, Haus und Hof, Gut, Ehre und Frieden damit erhält und bewahrt, so ergibt es sich, wie wichtig und göttlich das Werk ist. Und ich merke, dass es auch ein Bein oder eine Hand abhaut, damit nicht der ganze Leib stirbt. Denn wenn nicht das Schwert entgegentritt und den Frieden bewahrt, müsste alles, was es in der Welt gibt, im Unfrieden verderben."
Auch nicht für Jesus Christus, denn ihm ging es ebenfalls darum, nicht in einem Aufruhr und einer revolutionären Bewegung für Gerechtigkeit zu kämpfen:
„Da sprach Jesus zu Petrus: Steck Dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“ (Joh 18,11). Weil sein Friede ein anderer ist als der in einer erlösungsbedürftigen Welt, kann er nicht mit weltlichen Ordnungsmitteln errungen werden. „Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden dafür kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt“ (Joh 18, 36).
Und was den militärischen Kampf gegen die, welche uns den Krieg erklärten, anbelangt, sollte Margot Käßmann nochmal die Denkschrift des Rates der EKD von 2007, "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen" lesen:
"Das christliche Ethos ist grundlegend von der Bereitschaft zum Gewaltverzicht (Mt 5,38ff.) und vorrangig von der Option für die Gewaltfreiheit bestimmt. In einer nach wie vor friedlosen, unerlösten Welt kann der Dienst am Nächsten aber auch die Notwendigkeit einschließen, den Schutz von Recht und Leben durch den Gebrauch von Gegengewalt zu gewährleisten (vgl. Röm 13,1–7). Beide Wege, nicht nur der Waffenverzicht, sondern ebenso der Militärdienst setzen im Gewissen und voreinander verantwortete Entscheidungen voraus."
Zum Abschluss soll noch einmal Frau Käßmann zu Wort kommen:
"Ja, eine solche Haltung wird belacht und sie wird auch viele Menschen überfordern. Weil es der menschliche Instinkt ist, Rache zu üben. Aber auf den Hass nicht mit Hass zu antworten, das ist die Herausforderung"
Nein, möchte ich ihr zurufen, Ihre Haltung wird nicht belacht, sondern eher belächelt. Und überfordern tut sie schon mal erst recht niemanden. Möglicherweise sind Sie überfordert zur Kenntnis zu nehmen, dass Rache schon lange kein sich frei entfaltender Instinkt mehr in unserer Gesellschaft ist. Ebenso wie der Hass. Im Gegensatz zu denen die uns morden wollen, haben die meisten von uns unsere Gefühle im Griff.
Auch wenn sie, aus nachvollziehbaren Gründen, keine Liebe gegenüber den Massenmördern empfinden können. Das wird wohl Ihr Privileg bleiben, Frau Käßmann.

Nur allzu deutlich verallgemeinert und missinterpretiert Frau Käßmann was Jesus und Luther zu trennen wussten: weltliche und göttliche Macht.
Der Glaube ist eine Privatangelegenheit in unserer westlichen Welt. Und das positive und überpositive Recht darf nicht in Konkurrenz oder gar Gegnerschaft zur Religiosität der Bürger gestellt werden.
Der Islam mit seinem Rechtssystem fordert genau auf diese Weise ständig die Rechtssysteme der freien westlichen Welt heraus. Das schafft genug Probleme und Unbehagen.
Wir sollten nicht noch mit evangelischen Theologen solche Grundsatzfragen klären müssen.

Erling Plaethe

Sonntag, 6. März 2016

Wolfgang Schäubles schwache Argumentation gegen den Brexit

Der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich in der "Welt" Gedanken über den immer wahrscheinlicher werdenden Austritt Großbritanniens aus der EU gemacht.
Der Artikel beginnt mit den Worten:
Eines vorweg: Es ist natürlich allein Sache der Briten, wie sie sich am 23. Juni entscheiden – ob sie die Europäische Union verlassen wollen oder nicht. Aber wir, die Bundesregierung, die europäischen Partnerländer, hoffen, dass die Briten zu dem Schluss gelangen, dass es für sie und ihr Land das Beste ist, in der Europäischen Union zu bleiben.
Stellen Sie sich mal vor, lieber Leser, Sie bekämen ein Schreiben vom Finanzamt das mit den Worten beginnt: Es ist natürlich allein Ihre Sache wie Sie entscheiden Ihr Einkommen einzusetzen, aber wir hoffen, Sie kommen zu dem Schluss, dass wir am Besten wissen, wie dies in Ihrem Interesse ablaufen sollte.
Sie wären, wie soll ich sagen, alarmiert. Oder?

Herr Cameron und Herr Johnson werden nicht unbedingt der Adressat von Schäubles Botschaft sein, aber, wir sind mit ihr direkt auf ein tragendes Argument für den Brexit gestoßen.
Nebenbei bemerkt ist es übrigens sehr deutsch, so ohne Umschweife gleich mal zu bestätigen, was man eigentlich für ein Vorurteil hält:
Dass Deutschland die EU dominiert und andere Länder, wie GB schikaniert - "bullied" sagen die Briten dazu.
Sie haben genug davon weil sie ihre Souveränität schätzen und selbst entscheiden wollen, wen sie ins Land lassen und wie sie ihre Wirtschaft und den Finanzsektor regulieren und ob überhaupt.
Herr Schäuble antizipiert dies sogar und spricht davon wie sehr die EU das liberale GB braucht, ohne allerdings die sich aufdrängende Frage zu beantworten, warum zur Abwechelung nicht mal Deutschland den liberalen Part in der EU übernehmen könnte. Sei es um dem Vereinigten Königreich den Rücken zu stärken oder einfach nur gemeinsamen Zielen mehr Bedeutung zukommen zu lassen.

Aber das ist noch lange nicht das Ende der Merkwürdigkeiten im Artikel des Bundesfinanzministers.
Er verweist auf den Economist der bereits "durchdekliniert" hätte, nicht nur die EU würde durch den Brexit geschwächt, nein, auch GB. Seine Optionen werden dann allerdings mitnichten auf dem Hyperlink "Economist" durchdekliniert, dort erscheint erstmal Werbung in eigener Sache.
Denn der Economist ist nicht nur Brexit-Gegner sondern auch begeistert von der Kanzlerin. Und so springt einen nach dem Klick die Schlagzeile an:
Angela Merkel, die Unabkömmliche
Spätestens an dieser Stelle hoffe ich inständig, Schäubles Beitrag soll nicht auf der Insel gelesen werden.
Aber gut, Wolfgang Schäuble schätzt die Bundeskanzlerin und das ist auch gut so, oder so.