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Donnerstag, 4. Juni 2015

Mein Senf zu UNO, FIFA und Korruption

Erst habe ich es für einen Witz im Sommerloch gehalten. Aber nun, da Clemens Wergin auch die FIFA abschaffen will, und die UNO gleich mit, gebe ich hier mal meinen Senf zum Thema ab.

Als Roger Köppel bei "Hart aber fair" den Vergleich von UNO und FIFA aufbrachte, hielt ich ihn noch für recht zutreffend. Jedenfalls was den Einfluss eines Chefs auf eine Ansammlung souveräner Vertreter von Staaten anbelangt. Staaten die keine ihr übergeordnete Gewalt kennen, Kriege führen und auch schon mal Gegner ausschalten ohne irgendein vorgeschaltetes Verfahren.
Das Verhältnis zwischen Staaten ist geprägt von gegenseitiger Abhängigkeit und daraus resultierender Vereinbarungen mit dem Ziel, sich nicht an die Gurgel gehen zu müssen. Solche Vereinbarungen können, wurden und werden gegen andere verstoßen und nicht selten im Stillen getroffen. Wichtig ist nur, dass ein gewisses Gleichgewicht der Interessen hergestellt wird. 
Bis hierhin sehe ich Gemeinsamkeiten. 

Geht es allerdings um höhere Ziele als nur profane Interessen, ethische gar, unterscheidet sich die FIFA schon deutlicher von der UNO. 
Oder besser: die Rolle des Westens in ihnen.
In der UNO eher ohnmächtig spielt er in den zur FIFA gehörenden Kontinentalverbänden UEFA und der CONCACAF schon eine gewichtige Rolle. 
Schaut man sich dazu noch die Liste der bisherigen FIFA-Präsidenten an, fällt auf, dass sie, bis auf einen, Europäer waren. Der einzige nichteuropäische Präsident aus Brasilien war allerdings auch 24 Jahre im Amt.
Das Gejammer um den mangelnden Einfluss Europas in der FIFA kann man vergessen oder man vergisst den Einfluss des Präsidenten.

Der aktuelle Schmiergeldskandal ist vor allem deshalb so umfangreich, weil eben sehr viele partizipierten. Natürlich sagt jetzt die UEFA, dass sie schon immer gegen Blatter war, ihr aber leider die Hände gebunden waren. Stimmt, doch nicht wegen der Übermacht eines Paten, sondern weil sie Teil des ganzen Spektakels war - und ist. 
Allen voran ihr Chef der schon seit Jahren mit den Hufen scharrt um endlich Joseph Blatter beerben zu können.

Und der Skandal wurde nur deshalb aufgedeckt, weil ein Land ausscherte, dass nichts zu verlieren hatte. Die USA haben zudem auch noch den Mut Ausländer zu verklagen und ausliefern zu lassen die schmutziges Geld über amerikanische Institutionen wuschen. Und einen Spion einzusetzen der gleichzeitig als Kronzeuge fungiert.

Der Westen war also in der FIFA stark genug, den stillen Vereinbarungen unter den vielen Günstlingen einen mächtigen Dämpfer zu verpassen und, als europäischer Part, abgebrüht genug diese FIFA zu führen und aufzubauen.

Kein Vergleich zur UNO. Dort sind wir eher die Produzenten der Show, weniger der Regisseur.

Doch nun zum wichtigsten Punkt: 
Der Abschaffung beider Institutionen.

Immer wenn irgendetwas mit den handelnden Personen einer Institution nicht zufriedenstellend läuft, gibt es Rufe nach ihrer Abschaffung.
Was nicht alles abgeschafft werden soll(te): 
Der Verfassungsschutz, der BND, der Bundespräsident und manchmal kann man den Eindruck bekommen, der Bundestag setzt seine Abschaffung um bevor sie gefordert wird.. 

Logisch ist das nicht. Denn was kann eine Institution dafür, wenn ihre Repräsentanten, um mal ein Beispiel zu nennen,  nur ihre persönliche Bereicherung im Sinn haben.

Jede Institution ist das Spiegelbild ihrer Repräsentanten; nicht eines oder einer, sondern einer Mehrheit die groß genug ist, sie zu prägen.
Wenn dann bei einer weltweit agierenden Fussballinstitution die weltweit verbreitete Korruption zum Vorschein kommt, war das zu erwarten. Eine die Empörung etwas dämpfende Erwartung möchte ich meinen. Doch die Empörung wird so groß, dass eine nötige Selbstkritik keinen Raum mehr bekommt. Deshalb ist Skepsis angebracht.

Wer Institutionen abschaffen will, macht sich meist wenig Gedanken darum, wie lange es brauchte um hervorzubringen, was nun weg soll. Wie schwierig es war, welche Rückschläge überwunden werden mussten. Eine weltweite Institution erlangt ihre Akzeptanz nicht durch Immanenz.
Schon gar nicht, in dem der Teil der Welt eine Gegeninstitution gründen will, der schon das Original ins Leben rief und seinem aus dieser Zeit stammenden Anspruch an Einfluss nachtrauert.
Geradezu plump wäre der Versuch mit einer Neugründung die Mitbestimmung derer zurückzudrängen, die einem "Welt"-Fußballverband die Legitimation verleihen.

Mehr noch: Eine alternativer Weltverband würde sich selbst und der FIFA nehmen, wozu sie gegründet wurden. Es gäbe keine Weltmeisterschaft mehr, nur noch einen Schatten ihrer vergangenen Größe.
Vermutlich würde sich in der Rückschau, gemessen an diesem Verlust, für den einen oder anderen sogar die Korruption relativieren. 

Und so sehr die UNO auch von totalitären Regimen bestimmt wird, der Menschenrechtsrat verhöhnt und der Geist von Freiheit und Demokratie zurückgedrängt - es ist m.E. effektiver für die Ideen des Westens dort einzutreten wo der Widerstand am größten ist.
Wir können uns ja immer noch in Freihandelszonen, so sie denn zustandekommen, in der NATO und der EU auf die Schultern klopfen. 
Der Herausforderung die UNO und die FIFA zu verbessern, sollten wir nicht ausweichen. 
Ganz einfach weil der Westen ein wesentlicher Teil beider Institutionen ist.

Erling Plaethe

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