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Sonntag, 22. November 2015

Obama und die Angst

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat lt. SPON bei seinem Besuch in Malaysia zwei interessante Sätze gesagt.

Zum einen, dass die Welt Attacken wie die in Paris nicht als neue Normalität akzeptieren werde.

Zum anderen: "Unser stärkstes Instrument ist, keine Angst zu haben."

Angriffe wie die von Paris werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als Normalität akzeptiert werden. Wäre dem so, hätten die Bürger jedes Gefühl von Angst verloren. Ein Leben von einem Tag zum nächsten. Eines, als ob jeder Tag der letzte wär. Man wacht morgens auf mit der traurigen Überraschung, dass es weiter geht - das Warten auf den Tod.

So in etwa stelle ich mir das Leben eines Dschihadisten vor. Er hat nichts mehr vor in seinem Leben, außer seinem ersehnten Tod entgegenzueilen und dabei ein Maximum an Ungläubigen hinzurichten. Er sieht sich als Vollstrecker des Willens seines Gottes. Der in der Etablierung absoluter Macht besteht, weltweit. Das ist sein Daseinszweck.
Solch ein Leben, besser solch ein Sterben, ist nichts für Menschen die sich und andere lieben. Sie wollen leben und ihr Leben verbessern. Wenn sie es für sich selbst nicht schaffen, so wollen sie es wenigstens für ihre Kinder erreichen.
Sind sie tot, sind ihre Kinder allein. Sie können ihnen dann nicht mehr helfen, ihnen nur Unvollständiges hinterlassen. Ihre Aufgabe wäre unvollendet geblieben.
Deshalb haben Menschen, so sie noch spüren, etwas leisten zu können, Angst vor dem Tod. Angst davor, zu früh aus dem Leben zu scheiden. Vor allem aber davor, dass dies gewaltsam geschieht. Einer Hinrichtung gleich.


Davor keine Angst zu haben, hieße die Grundvorraussetzungen eines Dschihadisten zu erfüllen.

Obama irrt sich ganz gewaltig, wenn er sagt, dies wäre unser stärkstes Instrument.
Uns steht diese Instrument nicht zur Verfügung, weil wir die Angst brauchen. Sie ist Teil unserer Vernunft, unserer Instinkte die unser Überleben sichert. Angst ist ein Indikator für eine Veränderung der äußeren Bedingungen zum Negativen.

Man kann und muss mit ihr umgehen lernen. Nicht alles was Angst erzeugt, stellt sich nach einer kühlen Analyse als existenzbedrohend heraus. Angst lässt sich unterdrücken, verarbeiten und besiegen wo sie sich der Rationalität entzieht.
Aber sie verschwindet nicht. Und das sollte sie auch auf gar keinen Fall. Denn wir würden mit ihr unseren Humanismus verlieren, unsere Fähigkeit zur Empathie.

Angst kann noch viel mehr. Sie hilft uns sogar eine starke Persönlichkeit zu entwickeln. In Situationen in denen wir die Angst nach rationaler Analyse und Risikoeinschätzung entschieden haben zu überwinden, und damit Erfolg hatten, waren wir danach stärker, selbstbewusster und mutiger. Wir wuchsen für einen Moment über uns hinaus. Was nichts weiter bedeutet, als dass wir die Angst benutzten und uns nicht von ihr benutzen ließen.
Ohne sie hätten wir eine ergebnisorientierte und erfolgreiche Analyse nicht vornehmen können. Weil wir die Notwendigkeit dazu nicht erkannt hätten. Die Angst brachte uns darauf. Sie schuf eine Herausforderung.

Es wäre also unser Untergang anzunehmen, unser stärkstes Instrument sei es, keine Angst zu haben.

Wenn also Obama meint, diese Instrument, über das wir nicht verfügen und das sich gegen uns selbst richten würde, wäre unser stärkstes, dann sieht er uns nach reiflicher Überlegung wohl als wehrlos an.
Das ist bei dem stärksten Verbündeten den wir haben und ohne den wir uns nicht wirksam verteidigen können - angsteinflößend.

Bleibt nur die Hoffnung er hat sich nicht überlegt, was er da sagte und wie sehr er sich mit den beiden Sätzen widerspricht.

2 Kommentare:

  1. "Wenn also Obama meint, diese Instrument, über das wir nicht verfügen und das sich gegen uns selbst richten würde, wäre unser stärkstes, dann sieht er uns nach reiflicher Überlegung wohl als wehrlos an."

    Das ist der Punkt. Dieses ganze Gerede, es sei jetzt das beste, einfach so weiter zu machen wie vorher, oder am besten noch mehr unkontrollierte Einwanderung zuzulassen, weil das die Araber für uns einnehmen würde, ist insgesamt ein gewaltiges Plädoyer für Ignoranz.

    Ich habe auch eine Vermutung, was den Grund angeht: Die heutige Politik in westlichen Staaten ist prinzipiell unfähig, Entscheidungen zu treffen, deren Nachteile offensichtlich sind - auch wenn es aufgrund der Vorteile erforderlich wäre. Sie knickt vor jedem organisierten Widerstand, der Fürsprecher in den Medien findet, sofort ein.

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