Der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich in der "Welt" Gedanken über den immer wahrscheinlicher werdenden Austritt Großbritanniens aus der EU gemacht.
Der Artikel beginnt mit den Worten:
Eines vorweg: Es ist natürlich allein Sache der Briten, wie sie sich am 23. Juni entscheiden – ob sie die Europäische Union verlassen wollen oder nicht. Aber wir, die Bundesregierung, die europäischen Partnerländer, hoffen, dass die Briten zu dem Schluss gelangen, dass es für sie und ihr Land das Beste ist, in der Europäischen Union zu bleiben.
Stellen Sie sich mal vor, lieber Leser, Sie bekämen ein Schreiben vom Finanzamt das mit den Worten beginnt: Es ist natürlich allein Ihre Sache wie Sie entscheiden Ihr Einkommen einzusetzen, aber wir hoffen, Sie kommen zu dem Schluss, dass wir am Besten wissen, wie dies in Ihrem Interesse ablaufen sollte.
Sie wären, wie soll ich sagen, alarmiert. Oder?
Herr Cameron und Herr Johnson werden nicht unbedingt der Adressat von Schäubles Botschaft sein, aber, wir sind mit ihr direkt auf ein tragendes Argument für den Brexit gestoßen.
Nebenbei bemerkt ist es übrigens sehr deutsch, so ohne Umschweife gleich mal zu bestätigen, was man eigentlich für ein Vorurteil hält:
Dass Deutschland die EU dominiert und andere Länder, wie GB schikaniert - "bullied" sagen die Briten dazu.
Sie haben genug davon weil sie ihre Souveränität schätzen und selbst entscheiden wollen, wen sie ins Land lassen und wie sie ihre Wirtschaft und den Finanzsektor regulieren und ob überhaupt.
Herr Schäuble antizipiert dies sogar und spricht davon wie sehr die EU das liberale GB braucht, ohne allerdings die sich aufdrängende Frage zu beantworten, warum zur Abwechelung nicht mal Deutschland den liberalen Part in der EU übernehmen könnte. Sei es um dem Vereinigten Königreich den Rücken zu stärken oder einfach nur gemeinsamen Zielen mehr Bedeutung zukommen zu lassen.
Aber das ist noch lange nicht das Ende der Merkwürdigkeiten im Artikel des Bundesfinanzministers.
Er verweist auf den Economist der bereits "durchdekliniert" hätte, nicht nur die EU würde durch den Brexit geschwächt, nein, auch GB. Seine Optionen werden dann allerdings mitnichten auf dem Hyperlink "Economist" durchdekliniert, dort erscheint erstmal Werbung in eigener Sache.
Denn der Economist ist nicht nur Brexit-Gegner sondern auch begeistert von der Kanzlerin. Und so springt einen nach dem Klick die Schlagzeile an:
Angela Merkel, die Unabkömmliche
Spätestens an dieser Stelle hoffe ich inständig, Schäubles Beitrag soll nicht auf der Insel gelesen werden.
Aber gut, Wolfgang Schäuble schätzt die Bundeskanzlerin und das ist auch gut so, oder so.