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Dienstag, 19. Mai 2015

Die Saga geht weiter


50.000,-€ gibt Verkehrsminister Dobrindt für eine Werbekampagne mit diesem Slogan und der Filmfigur "Darth Vader" aus, die massenmordend durch eine ganze Galaxie zieht um sie seinem Imperator zu unterwerfen. 
Die erste Mission des ehemaligen Anakin Skywalker, von seinem neuen Meister Darth Sidious zuvor in Darth Vader umbenannt, war das Massaker im Jedi-Tempel. Er ermordete nicht nur alle anwesenden Jedis, sondern auch alle Schüler - allesamt Kinder, nicht älter als Grundschüler.

Die Star Wars Saga ist hoch politisch. In ihr werden die Schwächen einer Demokratie behandelt, wie auch das Vorgehen ihrer Feinde. 
An der Figur von Anakin Skywalker/Darth Vader wir herausgearbeitet, wie ein von ständiger Angst begleiteter Jugendlicher sich zu einem furchtbaren Extremisten entwickelt, der nur noch bedingungslose Gefolgschaft akzeptiert - so wie auch er seinem Meister und Imperator bedingungslos folgt. Ohne jeden eigenen moralischen Kompass und mit uferlosem Hass zur Unterdrückung eventueller Skrupel.
Als seine von ihm schwangere Frau Padme sagt, sie könne ihm auf seinem Weg nicht mehr folgen, verhinderte nur sein früherer Freund und Meister, dass er seine Frau zu Tode würgte. Letztlich starb sie kurze Zeit später an den Folgen des Angriffs ihres Mannes.
Ähnlichkeiten Darth Vaders als Anführer der Sturmtruppen mit Himmler als Führer der SS sind nicht nur augenfällig, sondern vom Erfinder der Star Wars Saga, George Lucas, bewusst gewählt.


Diese Figur, soll nun ein politisches Anliegen des Verkehrsministers gegenüber Jugendlichen vermitteln - das Tragen von Helmen. 
Ob sich Jugendliche, und wenn, aus welchen Gründen, überhaupt mit Darth Vader identifizieren, lasse ich mal dahingestellt. Bemerkenswert ist allerdings die Annahme und der Einsatz des Verkehrsministers sie mit solch einer Kampagne erreichen zu wollen.
Zu Dobrindts Entlastung kann nur vermutet werden, dass er entweder von Star Wars keinen blassen Schimmer oder die Filme nie verstanden hat. 
Es ist zum fremdschämen, instinktlos und die Häme über diesen Fauxpas wird nicht lange auf sich warten lassen.

Darth Vader ist zudem zweifellos ein sehr populärer Helmträger, allerdings erst nachdem er seinen letzten Arm, beide Beine und seine Lunge verlor. Er wird zu einem Cyborg und muss seinen Helm tragen, um Atmen zu können. 
Er ist keiner, dem ein Helm präventiv nutzt. Sein Helm steht für die Intervention und machen ihn zu einem Teil der Klonkrieger die als Sturmtruppen mit ähnlichen Helmen ihrem Terror ein gesichtsloses Äußeres geben.  
Was ist das für eine Botschaft? Oder ist es gar eine Drohung mit der Helmpflicht für Radfahrer? 
Eine letzte Chance zum "Umdenken"?

Diese Fahrlässigkeit, solch eine Kampagne mit absoluter Befehlsgewalt zu verbinden, wird zu einer Frage der politischen Kultur. Wenn ein Regierungsmitglied meint, seinen politischen Gestaltungswillen durch eine totalitäre Figur unterstreichen zu müssen, kommen Zweifel am freiheitlich-demokratischen Verständnis der Exekutive auf. 

Was kommt als nächstes? Eine Kampagne des Familienministeriums für mehr Eheschließungen in dem Sauron auf Plakaten symbolisch einen seiner "Ringe der Macht" überreicht?

Also nicht wundern wenn Sie, geneigter Leser, demnächst eine Himmler Allegorie von George Lucas auffordert, einen Helm zu tragen. 
Der Faschismus ist dann nicht in Deutschland ausgebrochen - nur Bürokraten ohne Abstrahierungsfähigkeiten.

Erling Plaethe

9 Kommentare:

  1. Trefflich formuliert, Ihr Kommentar, lieber Erling Plaethe, und schön bissig.

    Allerdings sehe ich - bei allen politischen Implikationen - vor allem zwei Dinge:

    Erstens, Darth Vader ist, wie alle charismatischen Bösewichte, bei Kindern sehr beliebt. An Halloween laufen viele kleine und nicht mehr so kleine Darth Vaders herum.

    Zweitens, die Kampagne richtet sich, vermute ich, an Kinder und Jugendliche. Die werden durch Punkt 1 definitiv auch erreicht - Ziel erfüllt.

    Insofern könnte Ihre Sauron-Idee durchaus auch noch auf die Werbetafeln kommen ...

    Besten Gruß,
    Frank Böhmert,
    der seinen Kindern übrigens keinen Helm aufzwingt

    P.S. Ironie spielt drittens auch noch eine Rolle - Sie kennen die T-Shirts usw. mit dem Spruch "Come to the Dark Side - We Have Cookies"?

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  2. Ja, lieber Frank Böhmert, das ist wohl so.
    Ich kann das an einem eigenen Beispiel auch gut nachvollziehen. In meiner Kindheit war die erste Fantasie-Saga die mich sehr beeindruckte, die Adaption des Zauberers von Oz durch Alexander Wolkow. Im seinem zweiten Buch, "Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten" hat mich die Figur des Generals Lan Pirot fasziniert. Und ich weiß auch noch warum. Ohne hier die Schwierigkeiten meiner Kindheit offenzulegen: Es gibt Gründe, warum sich Kinder für die bösen Charaktere entscheiden. Und nicht alle Kinder tun dies.
    Also:
    Welche Kinder will Dobrindt ansprechen?
    Offenbar die, denen der Weg zur Entwicklung eines entspannten Selbstbewusstseins fehlt. Die, deren Ängste ihr Verhalten ebenso bestimmen wie das des Anakin Skywalker.
    Meine Eltern waren seiner Zeit entsetzt, welche Figur ich mir aussuchte - und nebenbei bemerkt entspricht sie auch etwas der von Darth Vader wenn auch mehr von General Grievous.
    Solchen Vorbildern sollten andere "Helden" gegenübergestellt werden. Kinder die Darth Vader verehren, benötigen mehr Aufmerksamkeit und positive Verstärkung, aber keine Bestätigung ihrer rachebezogenen Heldenverehrung.
    Und schon gar nicht durch ein Mitglied der Bundesregierung.
    Ich will das auch nicht über die Maßen aufbauschen, aber aus meiner Perspektive stellt es sich viel ernster dar, als es wohl die meisten sehen werden.
    Harry Potter beispielsweise ist ein aus ganz anderem Holz geschnitzter Held, der die gleiche Zielgruppe bei Kindern anspricht. Aber sicher mit einer positiven Wirkung. ;-)

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  3. nachdenken_schmerzt_nicht20. Mai 2015 um 10:33

    Lieber Erling,

    ich würde mich hier der Sicht von Frank Böhmert anschließen. Mit vielen Kindkontakten in meinem persönlichen Umfeld kann ich bestätigen, dass die Star Wars Saga aktuell wieder eine enorme Popularität genießt.
    Auch aus meiner eigenen Kindheit erinnere ich Darth Vader (durch das Ende des dritten Teils) eher als ambivalenten Bösewicht in einer fantastischen Geschichte, denn als filmische Exegese des Totalitarismus. In meinen jungen Jahren damals hatte ich von Totalitarismus gar keine Ahnung.

    Natürlich stimme ich ihrer Analyse grundsätzlich zu. Die Sache ist nur die, dass ich glaube, dass diese Analyse nicht die Wahrnehmung der beteiligten beschreibt. Dobrindt wird gedacht haben, er wirbt witzig mit einer populären Filmfigur und bei vielen Jugendlichen wird das auch genauso ankommen, wie es von Dobrindt wohl gedacht war (ich habe da bildlich einen meiner Neffen vor Augen).

    An vielen Stellen ist das Leben nicht politisch, zumal in Kinderaugen und richten politische Statements daher auch nicht notwendiger Weise Schaden an.

    Hätte Dobrindt nachgedacht, hätte er die Idee wohl verwerfen sollen. Da gebe ich Ihnen Recht, wobei ich sogar noch mehr die (wieder einmal als selbstverständlich erachtete) staatliche Einmischung ins Privatleben, als die Art des Werbens bedenklich finde. (Da nimmt mir der Staat mein Geld ab, um mein Privatleben zu organisieren.)

    Das Nachdenken und sachliche Reflektieren, das allerdings dazu erforderlich wäre zu erkennen, das die Form der Werbung mindestens unglücklich und die Natur der Werbung wenigstens anmaßend ist, ist nicht die Norm im Politikbetrieb. Wäre es die Norm, hätten wir beide viele Parteien zur Auswahl, die wir wählen könnten. :-)

    Herzlich


    nachdenken_schmerzt_nicht

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  4. Lieber nachdenken_scmwerzt_nicht, wenn ein Bundesminister eine Kampagne mit Darth Vader führt, wird es m.E. politisch. Star Wars bietet viele Perspektiven an und ja, natürlich kann man sich für die Filme auch begeistern, ohne die politische Dimension zu betrachten. Nur "sieht" man dann nicht mal den halben Film. Ganz besonders bei den ersten (neueren) drei Teilen.
    Wenn schon die Politik meint, neben der ganz allgemeinen Volkserziehung durch Bildungsaufträge an den ÖR, der Erhebung der Bildung zum öffentlichen Gut und der teilweisen Substitution von Wissenschaft durch Glaube auch noch Kampagnen fahren zu müssen, schaue ich genauer hin.
    Wer wie die Bundespolitik moralisch die größtmögliche Keule schwingt und dem kein Superlativ zu überzogen ist, um seinem Sendungsbewusstsein freien Lauf zu geben, wird von mir an seinen eigenen hochtrabenden Ansprüchen gemessen.
    Herr Dobrindt macht da keine Ausnahme und bei der PKW-Maut derart sportliche Gedankenverrenkungen, dass die Anlagen eigentlich vorhanden sein sollten, um die Star Wars Saga etwas umfänglicher zu erfassen.
    Ich denke, wenn die Plakate erst mal hängen ist das eine Steilvorlage für den politischen Gegner und wird sicher weidlich ausgeschlachtet werden.
    Dann wird das Ganze u. U. noch richtig hysterisch diskutiert.
    Ich wollte da nur mal vorgreifen. Kann mich natürlich auch täuschen. :-/


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    1. Es gibt natürlich auch eine andere Variante:
      Ein cleverer Geschäftsmann entwickelt Fahrradhelme für Kinder die so aussehen wie die der Startroopers, oder wie von Darth Vader. Und die werden ein Renner.
      Dann fahren hier auf unseren Fahrradwegen die Sturmtruppen entlang oder ihr Führer.
      Vielleicht gibts ja noch eine staatliche Förderung ...

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  5. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  6. Stormtroopers muss es natürlich heißen, nicht Startroopers.
    (Hatte mich zuvor verschrieben)

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  7. Also wenn schon Helm, dann doch den hier:
    http://www.blogbusters.ch/sidekicks/ein-schrecklich-netter-bosewicht/attachment/dark-helmet

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    1. "Kind, setz dein Helmchen auf!"

      Und dann dieses Trumm.

      Großartige Vorstellung!

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